Für die gezielte, dezentrale Versickerung des abfließenden Niederschlagswassers kommen nach hydrologisch/hydraulischen Güteaspekten insbesondere fünf verschiedene Anlagenarten in Frage:
1. Flächenversickerung
Bei der Flächenversickerung wird das Niederschlagswasser entweder direkt auf der Fläche versickert, auf der es anfällt, oder von undurchlässig befestigten Flächen auf versickerungsfähige Flächen geleitet und dort versickert. Der Boden muss in der Lage sein, mehr Wasser aufzunehmen als an Niederschlag anfällt, weil keine wesentliche Speichermöglichkeit vorhanden ist.
Vorteil: bei bewachsener Fläche sehr gute Reinigungswirkung
Nachteil: kein Speicherraum, sehr großer Flächenbedarf
2. Muldenversickerung
Eine Versickerung über eine Bodenvertiefung mit bewachsener Mutterbodenauflage wird als Muldenversickerung bezeichnet. Die Passage durch eine belebte Bodenschicht gewährleistet eine gute Reinigung des zu versickernden Wassers und bietet damit Schutz vor einer Verschmutzung des Grundwassers.
Die Fähigkeit des Bodens, Wasser aufzunehmen, darf dabei geringer sein als die Menge des anfallenden Niederschlagswassers, da durch das Muldenvolumen eine Zwischenspeicherung erfolgt. Eine gefüllte Mulde sollte innerhalb von 24 Stunden entleert werden. Mulden können aufgrund der geringen Tiefe (0,30 m) und der Bepflanzung problemlos in Privatgärten integriert werden. Auf die Gefahr für kleine Kinder wird allerdings hingewiesen. Die Muldenversickerung bedarf im Rheinisch Bergischen Kreis keiner wasserrechtlichen Erlaubnis, die Größe muss jedoch in Abhängigkeit der angeschlossenen Fläche und der Bodenverhältnisse ingenieur-technisch bemessen werden.
Vorteil: Speichermöglichkeit durch Muldenvolumen, gute Reinigungsleistung
Nachteil: mittlerer bis großer Flächenbedarf
3. Rigolenversickerung
Bei der Rigolenversickerung wird das Niederschlagswasser entweder oberirdisch im Seitenraum von befestigten Flächen oder unterirdisch über Sickerrohre in einem kies- oder schottergefüllten Graben geleitet.
Das Porenvolumen des Füllmaterials dient als Speicherraum, aus dem das Niederschlagswasser verzögert abgegeben und versickert wird. Auch hier kann die Fähigkeit des Bodens, Wasser aufzunehmen, geringer sein, als die Intensität des Regens. Rigolen sind empfehlenswert, wenn die Versickerung unterhalb einer gering durchlässigen Bodenschicht erfolgen soll oder wenn das Flächenangebot für eine Mulde zu gering ist.
Bei einer unterirdischen Einleitung sollten Absetzvorrichtungen vorgeschaltet werden, um ein Zusetzen der Porenräume durch im Regenwasser enthaltende Verunreinigungen zu verhindern.
Vorteil: Speichermöglichkeit durch Rigolenvolumen, Versickern unterhalb einer gering durchlässigen Bodenschicht
Nachteil: sehr geringe Reinigungsleistung, kaum Wartungsmöglichkeit, erhöhter Herstellungsaufwand
4. Mulden-Rigolenversickerung
Häufig eingesetzt wird auch das Mulden-Rigolensystem. Hierbei wird das Niederschlagswasser zunächst in einer Mulde gespeichert, dann über eine bewachsene Mutterbodenauflage versickert und gelangt in die unterirdisch angeordnete Rigole. Dadurch können sowohl die gute Reinigungsleistung einer Mulde als auch das große Speichervolumen einer Rigole genutzt werden.
5. Rohrversickerung
Die Rohrversickerung erfolgt unteririsch über perforierte Sickerrohre, die in eine Kiesschicht eingebettet sind. Die Sickerrohre dienen der linienförmigen Verteilung und der Speicherung des Niederschlagswassers. Um ein Zusetzen der Anlage zu vermeiden, sollte immer ein Absetzschacht vorgeschaltet werden.
Vorteil: Speichermöglichkeit durch Rohrvolumen und Porenraum des Kieses, geringer Flächenbedarf
Nachteil: sehr geringe Reinigungsleistung, kaum Wartungsmöglichkeit, erhöhter Herstellungsaufwand
6. Schachtversickerung
Bei der Schachtversickerung wird das Niederschlagswasser über einen im unteren Teil durchlässigen Schacht in den Untergrund versickert. Im Schacht wird das Niederschlagswasser zwischengespeichert und dann verzögert an den Untergrund abgegeben. Schachtversickerungen werden von der Unteren Wasserbehörde nur noch in Ausnahmefällen zugelassen. Schächte kommen bei geringem Flächenangebot oder einer Versickerung unterhalb einer gering durchlässigen Bodenschicht in Betracht. Die Schachtversickerung empfiehlt sich nur in kleinen Einzugsgebieten oder für Einzelbebauungen.
Vorteil: Speichermöglichkeit durch Schachtvolumen, sehr geringen Flächenbedarf
Nachteil: sehr geringe Reinigungsleistung, erhöhter Herstellungsaufwand